Mikrobiologische Forschung in der Zahnmedizin

Mikrobiologische Forschung in der Zahnmedizin

| 15.4.2025 |

Die Mundhöhle ist eines der komplexesten mikrobiellen Ökosysteme des menschlichen Körpers – mit über 700 bekannten Bakterienarten, die symbiotisch oder pathogen wirken können. Die mikrobiologische Forschung hat in den letzten Jahren bahnbrechende Fortschritte gemacht, insbesondere in der Aufklärung der Rolle von Bakterien bei Parodontitis, Periimplantitis und Karies. Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Stand der Wissenschaft, zeigt praxisrelevante Anwendungen auf und wagt einen Blick in die Zukunft der mikrobiellen Diagnostik und Therapie.

Die Mikrobiom-Revolution: Von Kulturschalen zur DNA-Analyse

Traditionell basierte die Identifikation oraler Pathogene auf zeitaufwändigen Kultivierungsmethoden, die oft nur wissenschaftlichen Zwecken dienten. Heute dominieren PCR-basierte Verfahren (Polymerase-Ketten-Reaktion), die spezifische Bakterien-DNA innerhalb von Tagen nachweisen – etwa Porphyromonas gingivalis oder Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Schlüsselkeime bei aggressiver Parodontitis. Diese Methoden sind nicht nur schneller, sondern auch sensitiver und ermöglichen die gezielte Auswahl von Antibiotika, etwa Metronidazol bei Nachweis anaerober Keime.

Kritisch zu betrachten ist jedoch, dass DNA-basierte Tests nicht zwischen lebenden und toten Bakterien unterscheiden. Zudem bleiben einige Erreger wie Candida oder Enterobakterien weiterhin der Kulturdiagnostik vorbehalten. Ein aktueller Durchbruch gelang Forschern der Universität Freiburg mit der Entdeckung von Dentiradicibacter hellwigii, einem neuen Bakterium in infizierten Wurzelkanälen, dessen pathogene Rolle noch unklar ist.

Vom Labor in die Praxis: Wann mikrobiologische Tests sinnvoll sind

Die klinische Relevanz dieser Forschung zeigt sich in konkreten Handlungsempfehlungen:

  1. Aggressive Parodontitis: Der Nachweis von A. actinomycetemcomitans rechtfertigt eine systemische Antibiotikagabe (z. B. Amoxicillin), während P. gingivalis Metronidazol erfordert.
  2. Therapieresistente Fälle: Bei ausbleibendem Behandlungserfolg können erweiterte Tests (z. B. micro-IDent plus) weitere Keime wie Treponema denticola identifizieren.
  3. Periimplantitis: Da dieselben Keime wie bei Parodontitis beteiligt sind, kann eine gezielte antimikrobielle Therapie Implantatverluste reduzieren.

Wirtschaftlich sind PCR-Tests zwar kostenintensiver, aber ihre präzisen Ergebnisse vermeiden unnötige Antibiotikaverschreibungen und senken damit langfristig Folgekosten. Praxen sollten Patienten über die Vorteile aufklären, insbesondere bei Risikofällen wie Immunsuppression.

Zukunftsperspektiven: KI, Biofilme und personalisierte Prophylaxe

Aktuelle Forschungsprojekte wie die DFG-Initiative InterDent untersuchen, wie Biofilme auf dentalen Materialien entstehen – ein Schlüssel zur Vermeidung von Sekundärinfektionen. Gleichzeitig revolutioniert künstliche Intelligenz die Mikrobiomanalyse: Algorithmen können aus Speichelproben individuelle Risikoprofile für Karies oder Parodontitis erstellen. Langfristig könnten probiotische Therapien das orale Mikrobiom gezielt modulieren, etwa durch Streptococcus salivarius-Stämme gegen Karies.
Fazit: Die mikrobiologische Forschung liefert heute nicht nur Diagnosewerkzeuge, sondern auch Ansätze für maßgeschneiderte Therapien – ein Paradigmenwechsel hin zur präzisionsmedizinischen Zahnheilkunde.

Quellen

ZWP online (2025). Mikrobiologische Diagnostik in der Parodontologie.
DZW (2025). Forscher entdecken neues Bakterium im Wurzelkanal.
Quintessenz Verlags-GmbH (2024). Grundlage für robustere dentale Biomaterialien.

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