Das Studentenleben ist geprägt von intensivem Lernen, persönlicher Entwicklung und oft erheblichem Stress. Lange Nächte, Prüfungsdruck und der Konsum von Stimulanzien wie Energy-Drinks und Kaffee sind für viele Studierende Alltag. Doch die Auswirkungen dieses Lebensstils auf die Mundgesundheit bleiben oft unbeachtet. Die Zähne von Studierenden sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt, von Säureangriffen bis zu mechanischer Überbeanspruchung.
In München studieren insgesamt über 140.000 junge Menschen an verschiedenen Hochschulen, davon allein über 54.000 an der LMU 24. Viele sehe ich täglich auf Ihrem Weg von oder zur Uni oder zur Mensa, die ja direkt bei unserer Praxis um's Eck an der Leopoldstraße in Schwabing ist. Welchen Einfluss haben Energy-Drinks, Kaffee und Prüfungsstress auf die Zahngesundheit der Studenten und welche praktischen Implikationen für die zahnmedizinische Praxisergeben sich daraus?
Säureangriffe und Abnutzung
Der Konsum von Energy-Drinks und Kaffee ist unter Studierenden weit verbreitet. Energy-Drinks sind aufgrund ihres niedrigen pH-Wertes und hohen Zuckergehalts eine doppelte Bedrohung für den Zahnschmelz 1. Säuren greifen den Schmelz direkt an und führen zu Erosionen, einem irreversiblen Verlust der Zahnhartsubstanz 2. Eine In-vitro-Studie (2021/2024) bestätigte das erosive Potenzial 3. Eine systematische Übersichtsarbeit (2023) zeigte, dass der Konsum von Energy-Drinks das Risiko für Zahnerosionen deutlich erhöht 4. Der hohe Zuckergehalt fördert zudem kariesverursachende Bakterien 5. Eine Studie (2022) wies hohe Prävalenzen von Zahnkaries (63,5%), Gingivitis (46,1%) und erosivem Zahnverschleiß (21,2%) bei Konsumenten nach 6.
Kaffee, weniger sauer als Energy-Drinks, liegt im pH-Wert zwischen 4,5 und 6,0 7. Regelmäßiger Konsum kann zur Demineralisierung beitragen und Zähne anfälliger für Karies und Empfindlichkeiten machen. Kaffee enthält zudem Tannine, die zu Verfärbungen führen können 8. Eine systematische Übersichtsarbeit (2022) untersuchte den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Parodontalerkrankungen 9. Eine neuere Untersuchung (2024) deutet darauf hin, dass übermäßiger Kaffeekonsum den Speichel-pH-Wert senken und somit das Kariesrisiko erhöhen kann 10.
Prüfungsstress führt bei Studierenden oft zu unbewusstem Zähneknirschen (Bruxismus) 11. Studien belegen einen klaren Zusammenhang zwischen Stress und Bruxismus 12. Die erhöhte Muskelaktivität führt zu Abnutzung, Schmelzrissen, Zahnlockerungen und Frakturen 13. Eine ADA-Umfrage (2021) zeigte einen Anstieg stressbedingten Zähneknirschens 14. Bei Studierenden ist die Prävalenz von Bruxismus in Prüfungsphasen erhöht 15. Folgen sind Zahnschmerzen, Empfindlichkeiten, Kiefergelenksbeschwerden (CMD) und Kopfschmerzen 16.
Zwischen Hörsaal und Zahnarztstuhl
Die dentalen Auswirkungen des studentischen Lebensstils erfordern eine Anpassung der zahnmedizinischen Diagnostik, Therapie und Prophylaxe. Zahnarztpraxen sollten gezielt nach Konsum von Energy-Drinks und Kaffee, Prüfungsstress und Schlafmustern fragen. Eine proaktive Aufklärung über erosive und kariogene Potenziale sowie Verfärbungseffekte ist unerlässlich. Die Bedeutung des Zeitpunkts des Zähneputzens nach sauren Getränken sollte hervorgehoben werden 17.
Bei Studierenden mit Bruxismus ist frühzeitige Intervention entscheidend. Neben Aufbissschienen zum Schutz der Zähne sollte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen oder Stressmanagement-Experten in Betracht gezogen werden 18. Die LMU München bietet hierfür Beratungsdienste an 19. Die Behandlung von Erosionen und Karies erfordert oft minimalinvasive Techniken und ästhetische Restaurationen.
Prophylaxe spielt eine zentrale Rolle. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sind für Studierende besonders wichtig. Professionelle Zahnreinigungen und Fluoridierungsmaßnahmen stärken den Zahnschmelz 20. Zahnärzte sollten Studierende zu zahngesunder Ernährung beraten und praktische Tipps zur Mundhygiene bei unregelmäßigen Schlafzeiten geben, wie Wassertrinken und zuckerfreien Kaugummi 21. Die Sensibilisierung für konsequente Mundhygiene ist entscheidend.
Der Blick nach vorn
Die Herausforderungen für die Mundgesundheit von Studierenden erfordern angepasste Behandlungsstrategien und einen vorausschauenden Blick auf zukünftige Forschungsansätze. Laufende Studien konzentrieren sich auf Langzeitfolgen des Energy-Drink-Konsums und Präventionsstrategien für junge Erwachsene. Vielversprechende Ansätze umfassen Biomarker im Speichel und verbesserte remineralisierende Zahnpasten 22.
Künstliche Intelligenz (KI) könnte in der Diagnostik und Therapie eine Rolle spielen, indem sie Muster in Schlaf- und Konsumgewohnheiten erkennt und personalisierte Empfehlungen gibt. Auch neue Biomaterialien zur Zahnschmelzreparatur sind vielversprechend 23.
Langfristig ist eine stärkere Integration von Mundgesundheitsthemen in die Gesundheitsbildung an Universitäten wünschenswert. Präventionsprogramme, die über Risiken aufklären und praktische Tipps geben, könnten das Bewusstsein schärfen. Eine Zusammenarbeit zwischen zahnmedizinischen Fakultäten (z.B. LMU München) und Studierendenwerken könnte die Implementierung erleichtern. Leicht zugängliche Informationen über digitale Plattformen oder in Mensen könnten die Reichweite erhöhen. Ziel ist eine Kultur der Mundgesundheit, die Studierende befähigt, ihre Zähne optimal zu schützen.
Lächelnd in den Prüfungsmarathon
Die Mundgesundheit von Studierenden spiegelt ihren herausfordernden Alltag wider. Konsum von Energy-Drinks und Kaffee, Prüfungsstress und unregelmäßige Schlafzeiten hinterlassen Spuren. Doch mit Wissen, Prävention und bewusster Lebensweise können Studierende ihre Mundgesundheit schützen. Es ist eine Investition in ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihren akademischen Erfolg. Ein gesundes Lächeln ist ästhetisch ansprechend und ein Zeichen von Vitalität und Selbstvertrauen. Die zahnmedizinische Gemeinschaft ist aufgerufen, diese Patientengruppe mit maßgeschneiderten Strategien zu unterstützen und das Bewusstsein für Mundgesundheit im studentischen Leben zu schärfen. So können Studierende von heute auch morgen mit einem strahlenden Lächeln in die Zukunft blicken.
Quellen
- https://periodontalhealthcenter.com/blog/how-energy-drinks-affect-teeth-and-gums/
- https://www.dentalcarecenterkennestone.com/a-dentists-warning-about-energy-drinks-what-marietta-patients-need-to-know/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8601704/
- https://www.researchgate.net/publication/367524684_Systematic_Review_and_Metanalysis_of_the_in_vitro_Studies_Examining_the_Erosive_Effect_of_Energy_Drinks_Consumption_on_Dental_Tissues
- https://www.gallerydentaltx.com/our-practice/blog/2025/6/3/sugar-and-acid-the-double-threat-to-your-teeth-in-energy-drinks/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9738880/
- https://www.oldsettlersdental.com/does-black-coffee-erode-tooth-enamel/
- https://newburydentalgroup.com/coffee-stains-teeth-what-you-should-know-before-your-next-cup/
- https://bmcoralhealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12903-022-02310-2
- https://www.researchgate.net/publication/381885832_Effect_of_Excessive_Coffee_Consumption_on_Dental_and_Oral_Health
- https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/10955-teeth-grinding-bruxism
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7793806/
- https://dentistrycharlottesville.com/the-grind-of-stress-how-teeth-grinding-impacts-your-health-and-how-to-manage-it/
- https://www.ada.org/about/press-releases/2021-archives/new-survey-finds-stress-related-dental-conditions-continue-to-increase
- https://www.dentalchoice.ca/blog/student-stress-and-teeth-grinding/
- https://annapolis.dental/uncategorized/the-impact-of-stress-on-oral-health-understanding-teeth-grinding-and-its-effects/
- https://www.healthline.com/health/dental-and-oral-health/what-does-coffee-do-to-your-teeth
- https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/bruxism/diagnosis-treatment/drc-20356100
- https://www.lmu.de/en/newsroom/news-overview/news/mental-wellbeing-of-students-conquering-your-fears.html
- https://www.ada.org/resources/ada-library/oral-health-topics/fluoride
- https://www.scottsdaleperfectsmiles.com/blog/dental-care-for-night-shift-workers
- https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2023.1189078/full
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221185322300147X
